Emile Parisien

soprano saxophon | Frankreich

Saxofonist Emile Parisien ist einer der wichtigsten Protagonisten des Jazz aus Frankreich. Ein Jazzvisionär, der mit einem Bein in der Vergangenheit steht und den Blick weit nach vorne richtet. Das macht ihn zur „besten Neuigkeit des europäischen Jazz seit langem“ (Le Monde), dem „ungeteilte Aufmerksamkeit“ (NDR) geschenkt werden sollte. Parisiens musikalische Koordinaten sind weit abgesteckt, von der folkloristischen Tradition seiner Heimat führen sie über die Kompositionsstrategien der neuen Musik zur melodischen und harmonischen Abstraktion des freien Jazz. Die besondere Qualität dieses weiten musikalischen Feldes liegt in der Selbstverständlichkeit, mit der es ausgelotet wird. Nichts wirkt bei Parisien kalkuliert oder gezwungen. Stattdessen fließen in seine Musik ganz unangestrengt, leichthändig und ohne konzeptionelle Absicherung die Genremerkmale ineinander. Auszeichnungen ließen nicht lange auf sich warten: Parisien wurde jeweils als Künstler des Jahres mit den beiden wichtigsten Jazzpreisen Frankreichs, den „Prix Django Reinhard 2012“ und den „Victoires du Jazz 2014“ ausgezeichnet. In Deutschland erhielt er den ECHO Jazz 2015 in der Kategorie „Bestes internationales Ensemble“, für das mitreißende Duo mit seinem musikalischen Alter Ego und engem Freund, dem Akkordeonisten Vincent Peirani.

100 Jahre Ligeti > Duo-Improvisationen inspiriert von György Ligetis Streichquartett Nr. 1 „Métamorphoses Nocturnes“. Mit seiner lebenslangen Suche nach neuen Wegen, von der Klangflächen-Musik über Mikropolyphonie bis zur Mikrotonalität hat er auch Jazzmusiker beeinflusst. „Das Streichquartett ist eine reichhaltige Inspirationsquelle für unsere Improvisationen“, erklärt Parisien. „Als eines seiner frühen Werke aus den Fünfzigerjahren ist es noch stark von Béla Bartók beeinflusst. Deshalb auch dieses starke, bewegende Generalthema, dass sich durch das ganze Stück zieht.“ Besonders die Rhythmik des Stücks, die fast schon an Strawinski erinnert, begeisterte Parisien und Negro seit jeher. Sie verleiht ihrer nach den Tempobezeichnungen in elf Teile gegliederten Adaption nun die entscheidende Struktur. Entsprechend respektvoll gingen Parisien und Negro vor: „Die originalen Motive, Stimmungen und Farben blitzen immer wieder hervor. Harmonisch haben wir sie mit unseren Ideen erweitert,“ erklärt Negro. Ein faszinierendes, bei allem ineinandergreifendes Vexierspiel ergibt sich daraus. Hochvirtuos alle klanglichen Möglichkeiten ihrer Instrumente nutzend, oft in irrwitzigem Tempo (schnelle Bezeichnungen wie allegro, presto oder prestissimo dominieren, nur am Schluss steht ein Largo), dann wieder mit lyrischem Atem jagen die beiden durch sich ständig ändernde Umrahmungen des abwechselnd mit unwiderstehlichem Ausdruck durchgeführten, durchaus melodiösen Themas. „Die Überschneidungen zwischen klassischer Musik und Jazz liegen mir besonders am Herzen. Die Grenzen zwischen diesen Genres müssen nicht mehr bestehen“, befindet Roberto Negro. Halten Sie sich bei ihrer Ligeti-Hommage doch erst gar nicht mit historisierenden Konventionen einer alten abstrakten Avantgarde auf. Sondern lassen betörend aktuelle, mitreißend konkrete Musik erklingen.

Roberto Negro (piano), Emile Parisien (soprano saxophon)

Mit atemberaubender Beherrschung seines Instruments, großer Sensibilität, Fantasie und einer ordentlichen Portion Anarchie hinterfragt, durchleuchtet und erweitert Emile Parisien den Jazz. Es entsteht frische, europäische Musik, die auf Basis ihrer Traditionen zu Neuland aufbricht: furios, virtuos und in verblüffender Emotionalität.
Mit seinem langjährigen Quartett spielte Emile Parisien bereits unzählige Konzerte rund um den Globus. Der Einfallsreichtum und die Experimentierfreude der Band sind, wenn auch hörbar inspiriert von Freidenkern wie Wayne Shorter oder Ornette Coleman, mit wenig zu vergleichen. Denn das Quartett hat seine ganz eigene Art, musikalische Geschichten zu erzählen und seiner überschäumenden Kreativität und Verspieltheit freien Lauf zu lassen. Das neue Album der Band, "Double Screening", bündelt alle Qualitäten dieser herausragenden Musiker.

Ivan Gélugne (double bass), Julien Loutelier (drums), Emile Parisien (soprano saxophon), Julien Touéry (piano)

Der international anerkannte französische Saxophonist Emile Parisien gilt als einer der wichtigsten Protagonisten des zeitgenössischen Jazz. „Der Erfindungsreichtum und die Energie von Parisien sind einfach umwerfend“, schreibt Télérama (FR). Und Downbeat (US) macht deutlich: „Zu sagen, dass es für Émile Parisien in Europa großartig läuft, wäre eine Untertreibung.“ Mit seinem brandneuen elektrischen Sextett „Louise“ erweitert Parisien seine musikalische Welt zwischen traditionellem und zeitgenössischem Jazz mit großer Sensibilität und Fantasie weiter. Das Repertoire besteht aus Originalkompositionen, die von seiner großen Bewunderung für die grenzüberschreitende, französisch-amerikanische Bildhauerin Louise Bourgeois (1911-2010) inspiriert wurden. Parisien wird von meisterhaften europäischen und US-amerikanischen Musikern begleitet: Dem abenteuerlustigen Trompeter Theo Croker, dem einzigartigen Gitarristen Manu Cordja, dem poetischen Pianisten Roberto Negro und New Yorker Jazzgrößen Joe Martin (Bass) und Nasheet Waits (Schlagzeug). Mit diesem Projekt macht sich Emile Parisien auf zu einem neuen Abenteuer, das musikalischen und kulturellen Grenzen trotzt.

Manu Codija (guitar), Theo Croker (trumpet), Joe Martin (bass), Roberto Negro (piano), Emile Parisien (soprano saxophon), Nasheet Waits (drums)

Der deutsche Pianist Michael Wollny und der französische Sopransaxofonist Emile Parisien sind Brüder im Geiste. Beide gelten zweifellos als stil-prägende Vertreter ihrer Instrumente – im Jazz und weit über dessen Grenzen hinaus. Beiden gelingt es, aus den unterschiedlichsten musikalischen Einflüssen, von Jazz dies- und jenseits des Atlantiks, Klassik, Pop, Neuer Musik, Avantgarde und Mainstream immer wieder neue, unerwartete Ereignisse zu kreieren. Und beide sind Meister des Moments, verstehen es aufs Sensibelste, sich auf ihr Gegenüber einzulassen und im Austausch mit diesem immer un-gehörte Musik entstehen zu lassen. Wollny und Parisien kennen einander schon lange und so breit, wie ihr musikalisches Spektrum, so ist auch die Palette der bisherigen gemeinsamen Projekte. Diese reicht vom Quartett „Out of Land“ zusammen mit Sänger Andreas Schaerer und Akkordeonist Vincent Peirani, über das international gefeierte, vollkommen freie, elektro-akustische Projekt „XXXX“ zusammen mit Drummer Christian Lillinger und Bassist Tim Lefebvre bis zu aufsehenerregenden Special Projects wie Wollnys „Bau.Haus.Klang“ anlässlich 100 Jahren der legendären Design-Schule und Kollaborationen von Emile Parisien mit Michael Wollnys Trio. Und so war es wohl nur eine Frage der Zeit, bis sich Wollny und Parisien einem gemeinsamen Duo zuwenden würden – dem wohl intimsten, offensten und zugleich vielleicht herausforderndsten Format der musikalischen Interaktion. Ein ganzer Kosmos aus Einflüssen, Ideen, Eingebungen. Und ein meisterhafter Dialog zweier Unikate des europäischen Jazz.

Emile Parisien (soprano saxophon), Michael Wollny (piano)

14.07.2023 DE - Stuttgart // Jazzopen Emile Parisien Sextet | LOUISE feat. Theo Croker